So herausfordernd der Umgang mit jungen Menschen mit ADHS manchmal auch sein mag, es gibt eine Reihe von Maßnahmen und Methoden, mit denen sich viele ihrer Schwächen in den Griff bekommen lassen. Und ein großer Teil davon ist bestimmt auch hilfreich für Ihre Azubis ohne ADHS. Hier die besten Tipps für die Ausbildung von jungen Menschen mit ADHS:
Die Top-10-Ausbildertipps
Eine positive Beziehung zum Ausbilder ist für Azubis mit ADHS extrem wichtig. Deshalb sollten Sie ein persönliches Verhältnis herstellen. Machen Sie dabei freundlich klar, dass Sie der Boss sind und nicht der nachsichtige Kumpel. Bleiben Sie im Umgang stets gelassen, konsequent und geduldig. Auch eine Prise Humor kann viel bewirken.
Da es jungen Menschen mit ADHS schwerfällt, sich zu organisieren und zu strukturieren, müssen Sie die Strukturen vorgeben. Außerdem müssen Sie dafür sorgen, dass sich Ihr Azubi auch daran hält.
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Azubi seinen Arbeitsplatz in Ordnung hält, damit ihn nichts ablenken kann. Stellen Sie dafür klare Regeln auf: 1. Aufräumen nach jedem Arbeitsschritt, 2. Aufräumen vor Feierabend, 3. Private Dinge haben nichts am Arbeitsplatz zu suchen, 4. Dinge werden immer am gleichen Ort abgelegt.
Versuchen Sie Ihrem Azubi, wo immer möglich, klare, kurze und leicht verständliche Anweisungen zu geben. Fordern Sie ihn/sie auf, Rückfragen zu stellen, wenn er/sie etwas nicht richtig verstanden hat oder noch Fragen auftauchen.
Der Einsatz von Checklisten unterstützt Ihren Azubi dabei, Arbeitsabläufe oder andere Tätigkeiten erfolgreich zu meistern. Erstellen Sie die Listen anfangs zusammen mit Ihrem Azubi. Später kann sie/er die Listen selbst anlegen und Sie prüfen nur noch, ob diese den Anforderungen entsprechen.
Soll Ihr Azubi eine anspruchsvolle Aufgabe erledigen, die mehrere aufeinanderfolgende Tätigkeiten erfordert, teilen Sie diese in einzelne Schritte auf. Wichtig: Kontrollieren Sie am Ende, ob jeder Schritt in der richtigen Reihenfolge und korrekt ausgeführt wurde.
Viele junge Menschen mit AD(H)S können ihre Leistungen nicht nur sehr schlecht einschätzen, sondern haben aufgrund jahrelanger Erfahrungen des Misserfolgs oft auch ein negatives Selbstbild. Deshalb ist Lob für sie umso wichtiger. Loben Sie Ihren Azubi, wenn er/sie eine Arbeit gut gemacht hat, aber auch, wenn es vielleicht noch nicht ganz geklappt hat, er/sie sich aber ehrlich bemüht hat. Loben Sie ihn oder sie auch vor anderen!
Wenn Ihr Azubi einen Auftrag nicht richtig oder unvollständig erledigt, analysieren Sie unbedingt genau, woran es gelegen hat. Lassen Sie sich nicht auf Ausreden ein und bestehen Sie darauf, dass der Azubi Ihre Anweisungen genau ausführt.
Es kann passieren, dass Ihr Azubi etwas nicht einsehen will und dann versucht, mit Ihnen zu diskutieren. Insbesondere, wenn es um Ihr Fachgebiet geht, bleiben Sie unnachgiebig und machen Sie ihm klar, wer der Experte ist. Geben Sie ihm dafür in Feedbackgesprächen die Chance, Kritik oder Anregungen zu äußern.
Erfüllt der Azubi seine Aufgaben einwandfrei, dürfen Sie ihm/ihr ruhig auch Freiräume gestatten. Stellen Sie möglichst wenige, jedoch wichtige Regeln auf, die dann unbedingt und ohne Diskussion eingehalten werden müssen.
Azubis mit ADHS – Experten-Tipps für den Alltag
Simone Fleischmann war viele Jahre lang als Lehrerin tätig und ist heute Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands. Im Video-Interview gibt sie Anregungen zum Umgang mit Auszubildenden mit ADHS, die den Alltag erleichtern können.
Als Mutter eines Kindes mit ADHS weiß Margit Tütje-Schlicker, welchen Herausforderungen Jugendliche mit ADHS zu Beginn ihrer Ausbildung gegenüberstehen. Im Interview berichtet sie über ihre eigenen Erfahrungen und gibt Tipps zur Berufswahl und zur Beziehung zwischen Ausbilder und Auszubildendem.
Wie Jugendliche mit ADHS die Herausforderungen während der Ausbildung meistern können, weiß Birgit Wachsmann. Sie arbeitet als Ausbilderin am Berufsbildungswerk Waiblingen gGmbH im Bereich Garten- und Landschaftsbau.
Und wenn's nicht klappt?
Sind die Defizite Ihres Azubis, sei es aufgrund von ADHS oder anderen Problemen, so weitreichend, dass ein Scheitern der Ausbildung droht, bleibt nur ein offenes Gespräch. Setzen Sie sich mit dem Azubi und am besten auch mit seinen/ihren Eltern zusammen – sofern Ihr Azubi einverstanden ist. Erörtern Sie gemeinsam Lösungen: Kann zum Beispiel eine ausbildungsbegleitende Maßnahme weiterhelfen oder ist unter Umständen ein verkürzter Ausbildungsgang z. B. zum Fachpraktiker eher das Richtige? Was kann oder muss Ihr Azubi gegebenenfalls selbst tun, um einen Abbruch abzuwenden? Halten Sie sich dabei auf jeden Fall mit psychologischen oder medizinischen Ratschlägen zurück.
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