Mit deiner Entscheidung für einen Beruf und eine entsprechende Ausbildung oder Studium stellst du die Weichen für dein Berufsleben. Denk daran, dass eine Ausbildung rund 3 Jahre dauert, du aber dein ganzes Leben lang arbeiten wirst. Als ADHSler solltest du deshalb ein paar spezielle Dinge berücksichtigen.
Für viele Menschen mit ADHS sind monotone Tätigkeiten und langes Stillsitzen eine echte Herausforderung. Kommen Schwierigkeiten beim Lernen hinzu, zum Beispiel weil du eine Lese-/Rechtschreibschwäche hattest oder hast, solltest du dir genau überlegen, ob eine schulische Ausbildung oder ein Studium mit viel Unterricht bzw. Vorlesungen für dich in Frage kommen. Wenn viel Lesen und Lernen kein Problem für dich darstellen und du auf jeden Fall studieren willst, prüfe einmal, ob sich dein Berufswunsch vielleicht auch in einem Dualen Studium mit hohem Praxisanteil realisieren lässt. Hier solltest du jedoch im Hinterkopf haben, dass ein duales Studium durch den regelmäßigen Wechsel zwischen Betrieb und Studium hohe Anforderungen an deine Flexibilität und Zeitplanung stellt. Ansonsten liegst du mit einer dualen betrieblichen Ausbildung, die meist den größten praktischen Anteil bietet, (fast) immer richtig.
Schau dir deinen Berufswunsch nochmal genau an und behalte dabei dein ADHS im Hinterkopf. Passt er wirklich zu deinen Stärken und Schwächen? Folgende Anforderungen können schwierig für dich sein, wenn sie einen Großteil deines Wunschberufs ausmachen:
Flop
- Hohe Konzentration über einen längeren Zeitraum, ohne die Möglichkeit, Pausen zu machen
- Arbeiten im Sitzen, ohne die Möglichkeit, die Körperhaltung zu ändern
- Kleinteilige, feinmotorische Arbeiten, bei denen es auf Präzision und Genauigkeit ankommt
- Gleichförmige, monotone, langweilige Arbeiten
- Ordnende Arbeiten
- Arbeiten unter ständigem Termindruck
- Arbeiten mit hohem Routineanteil
Dafür könnte es mit den folgenden Anforderungen besser klappen:
Top
- Berufe, die viel Abwechslung bieten
- Berufe, die einen hohen Bewegungsanteil haben
- Berufe, die im Freien ausgeübt werden
… wie z. B. Pflegeberufe, helfende Berufe (z. B. Rettungsassistent oder Feuerwehrmann), handwerkliche Berufe, kreative gestalterische Berufe, Dienstleistungsberufe, forschende Berufe, Berufe mit Nervenkitzel, Medienberufe
Hand aufs Herz! Passt dein Berufswunsch zu deiner ADHS oder willst du nochmal überlegen?
Du hast ein Berufsfeld gefunden, das dich interessiert und das zu deinen Stärken, Schwächen und Interessen passt? Du hast dich für eine duale Ausbildung entschieden und bei verschiedenen Betrieben beworben? Dann achte bei der Wahl deines Ausbildungsplatzes auf folgende Punkte:
Top
- In welchem Betrieb ist dir dein zukünftiger Ausbildungsleiter am sympathischsten?
- Waren die Kollegen, die du kennenlernen konntest, auf deiner Wellenlänge?
- Wo hättest du einen klar abgegrenzten Arbeitsbereich?
- Wo war der Geräuschpegel am niedrigsten?
- In welchem Betrieb kennst du vielleicht schon jemanden persönlich?
Flop
- Dein Arbeitsplatz wäre ein Großraumbüro?
- Der Geräuschpegel an deinem zukünftigen Arbeitsplatz wäre sehr hoch?
- Du hättest wechselnde Ansprechpartner, die für dich zuständig sind?
- Oder dein Ausbilder ist noch für sehr viele andere Azubis verantwortlich?
Wenn du dir bei deinem Berufswunsch doch noch nicht ganz sicher bist, kannst du dich in deiner Agentur für Arbeit informieren und beraten lassen:
- BiZ (Berufsinformationszentrum): Im Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit kannst du dich gemeinsam mit deinen Eltern jederzeit selbstständig und ohne Termin über verschiedene Berufe informieren, z. B. über Bücher, Zeitschriften, Videos etc. Gehe auf die Webseite, um das Berufsinformationszentrum in deiner Nähe zu finden.
- Berufe TV: Im Filmportal der Bundesagentur für Arbeit findest du unter Berufe TV mehr als 300 kurze Filme, in denen du praxisnahe Einblicke in ganz unterschiedliche Berufe bekommst.
- Berufenet: Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit bietet dir unter anderem über 3.000 ausführliche Berufsbeschreibungen.
- Berufe Entdecker: Hier findest du den Berufsinteressentest des Portals planet-beruf.de von der Bundesagentur für Arbeit.
Berufsberatung: Für jede Schule gibt es einen eigenen Berufsberater bei deiner Agentur für Arbeit, an den du dich wenden kannst. Falls du als Rehabilitand anerkannt bist, steht dir ein Reha-Berater für die Berufsberatung zur Verfügung.